Das besondere Fossil

April 2009- Ceratites penndorfi (P) juv. ?
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Ceratites penndorfi (P) juv. ?
Oberer Muschelkalk, Ettenhausen
Gänheim-Bank – 40 cm,
DE: 77 mm; 95 mm; 76 mm
Slg.: S. Brandt

Die günstigen Aufschlussbedingungen entlang an der entstehenden Hörselberg-Umfahrung der A4 ermöglichten im vergangenen Jahr bei Ettenhausen erstmalig eine quantitative Bergung exakt horizontierter Ceratiten aus dem Liegenden der Gänheim-Bank.
Aus zwei Fundhorizonten (Gänheim-Bank – 5cm und – 40cm) konnten die Vereinsmitglieder Frank und Rainer Kilisch (Eschwege), Sebastian Brandt (Kornhochheim), Peter Thieme (Weimar) und Oliver Schmid (Renningen) mehr als 100 Belegexemplare sicherstellen.
Trotz teilweise noch ausstehender Präparation sind bereits einige neue Aspekte der Ceratiten-Phylogenese sichtbar. Bislang wird das Morphen-Paar der oberen spinosus–Zone (Chronospezies C. postspinosus (E) und C. penndorfi (P) als besonders großwüchsig beschrieben. Von den Belegen aus Ettenhausen erreichen jedoch lediglich etwa 15% eine Endgröße von größer 16 cm während ein relativ hoher Prozentsatz typisch spinoser Morphen auf Gehäusegrößen kleiner 12 cm entfällt.



Abb. 2


Die drei kleinen als Gruppe abgebildeten Ceratiten zeigen gemeinsam auf dem Phragmokon die typische dichotome Jugendskulptur von Ceratites spinosus (P). In der folgenden nodosen Wohnkammer-Skulptur werden jedoch Unterschiede erkennbar. Neben der überaus variablen Ausbildung der Einfachrippen ist es vor allem die bereits einsetzende Skulpturabschwächung als ein bekanntes Anzeichen für das Ontogenie-Ende.
Ob es sich dabei um juvenile oder adulte Individuen handelt, soll vergleichsweise an den drei Morphen des P-Typs mit dem C. penndorfi aus dem gleichen Fundhorizont dargestellt werden. (Gehäuse-Parameter: Septen und Drängungs-Index DI = [a/h5]/3 s. REIN 2003)

Parameterwerte:

Links unten (Gruppe)DE = 77 mm; Septen = 15; DI = 0,20
Mitte (Gruppe)DE = 95 mm; Septen = 18; DI = 0,22
Rechts unten (Gruppe)DE = 76 mm; Septen = 15; DI = 0,19
C. penndorfi (rechts)DE = 222 mm; Septen = 15; DI = 0,24

Die Parameter der kleinen Individuen entsprechen weder bei der Anzahl der gebauten Septen noch beim Drängungs-Index DI einem Jugendstadium. Im Gegensatz dazu verfügt das große Belegstück über den schlechtesten Drängungs-Index mit einer hypothetischen Deutung als „Riesenwuchs“. Im Horizont der Gänheim-Bank vollzieht sich der markanteste ökologisch basierte morphologisch/physiologische Strategiewechsel der Ceratiten-Phylogenese (REIN 2007). Im Hangendbereich der Gänheim-Bank überleben die Ceratiten angepasst an die veränderten Lebensbedingungen ausschließlich als kleine frühreife Morphen. In diesem Sinne könnte auch das unterschiedliche Wachstumsverhalten der spinosen Ceratiten im Liegenden der Gänheim-Bank bereits als Anzeichen auf die künftigen physiologischen Anpassungsprobleme gemutmaßt werden.

Literatur:

REIN, S. (2003): Zur Biologie der Ceratiten der spinosus-Zone - Ergebnisse einer Populationsanalyse -; Teil I: Populationsstatistik, Sexual-Dimorphismus und Artkonzept.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 22: 43-67, 16 Abb., 2 Prof., Erfurt.
REIN, S. (2007): Die Evolution der Biospezies „Ceratites nodosus“ - Vom typologischen Art-Konzept zum Biospezies-Konzept.- Beitr. Geol. Thüringen N. F. 14: 85 - 112, 23 Abb. Jena 2007