Das besondere Fossil

Juli 2006- Ceratites flexuosus („P“)
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Oberer Muschelkalk, 0,8 m über Tetractinella –Bank,
D E = 81 mm, S ([h1/D E ] x 100 = 58 ); W ([h2/h1] x 100 = 53 ); N ([Nw/D E ) x 100 = 14 )
Haarberg zwischen BAB 4 und Klettbach

leg. et. det.: S. Brandt

Beschreibung:

Das fast vollständig erhaltene Belegstück entstammt einer mudstone -Knauerlage 80 cm über der Tetractinella -Bank vom Haarberg bei Erfurt. Chronostratigraphisch entspricht der Fund einem von Müller (1950; Tafel 11) bei Waltershausen gefundenen flexuosen Ceratiten. Da dieser Beleg nicht mehr existiert ist das abgebildete Exemplar der älteste Ceratit Thüringens.

Die Werte der Scheibenzunahme (S>50), der Windungszunahme (W<65) und der relativen Nabelweite (N<20) entsprechen den charakteristischen Parametern der Ceratiten aus der flexuosus - Biozone ( Rein 1996). Auch der Gehäusedurchmesser (DE>8 cm) bestätigt die mit dem Troistedter Material gemachte Erkenntnis über die Gehäusegröße der Immigranten (Ockert & Rein 2000).

Die kräftige Dichotomskulptur des frühontogenetischen Skulpturabschnitts auf dem Phragmokon ist ebenfalls typisch ausgebildet („P“ -Typ). Lediglich die einfachen flexuosen Faltenrippen der Altersskulptur auf der Wohnkammer sind aufgrund der schlechten Oberflächenerhaltung nicht mehr nachweisbar. Die ammonitisch gekerbten Sättel der Lobenlinie zeigen das in dieser Biozone häufig auftretende Suturmerkmal der Immigranten-Populationen.

Bei Waltershausen ( Müller 1950) liegt der Fundhorizont in einer unmittelbar über der Tetractinella -Bank einsetzenden „Tonplatten“-Fazies (Meißner-Formation), am Haarberg jedoch in einer Knauerkalk-Fazies der hier lokal begrenzt etwas später ausklingenden Trochitenkalk-Formation. Die Einwanderung der Ceratiten in das Muschelkalkmeer erfolgte somit unmittelbar nach dem Erlöschen der kurzzeitig herrschenden spezifischen Lebensbedingungen des Brachiopoden Tetractinella trigonella.


Bildausschnitt des Phragmokons mit ammonitisch gekerbter Lobenlinie



Teilprofil des mo vom Haarberg bei Erfurt (Ockert & Rein) An der Basis die mm/mo –Grenze am ersten Hornstein-Horizont, fünf Meter darüber die Bank mit Tetractinella trigonella vergesellschaftet mit Coenothyris vulgaris und Stielgliedern von Encrinus liliiformis und dem 80 cm darüber folgenden Fundhorizont im Knauerkalk


Literatur:

Müller, A. H . (1950): Stratonomische Untersuchungen im Oberen Muschelkalk des Thüringer Beckens. – Geologica, 4: 1-74, 11 Taf., 10 Abb., Berlin.
Ockert, W. & Rein, S. (2000): Stratigraphy of the Upper Muschelkalk and fossil content of the atavus - and pulcher -zone (Upper Anisian) near Troistedt (Thuringia). – Zbl. Geol. Paläont. Teil I 1998 (9-10): 953-961, 3 Abb.; Stuttgart
Rein, S. (1996): Zur Phylogenie der germanischen Ceratiten.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 15: 15-24, 7 Abb., Erfurt.