Das besondere Fossil

August 2005- Chlamys (Praechlamys) reticulata (v. Schlotheim 1820)
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Chlamys (Praechlamys) reticulata (v. Schlotheim 1820)

Oberer Muschelkalk, evolutus –Zone Egstedt
Breite 3,5 cm
leg. et. det.: S.Rein

Beschreibung:

Die Muschel Chlamys (Praechlamys) reticulata immigrierte gemeinsam mit dem Brachiopoden Punctospirella fragilis im Übergangsbereich von der compressus zur evolutus –Biozone in das Muschelkalkmeer ( Spiriferina –Bank).

Taxonomisch wurde die zu den Pectiniden gehörende Muschel erstmals von v. Schlotheim 1820 mit Pectinites reticulatus bezeichnet. In einer Revision der triassischen Spezies stellte sie Allasinaz 1972 zu seiner neu aufgestellten Untergattung Praechlamis .

Während die ökologischen Ansprüche des Brachiopoden an seine Umwelt bereits im Hangenden der Spiriferina -Bank nicht mehr gegeben waren, konnte sich die seltene Muschel noch bis ins Liegende der spinosus –Zone an die sich ändernden Lebensbedingungen anpassen. Sie ist somit der einzige Lamellibranchier im Oberen Muschelkalk der als Leitfossil angesprochen werden kann.

In der Regel ist zum Nachweis der Art in Thüringen längeres Suchen in der evolutus –Biozone erforderlich. Zudem ist sie auch nur in Aufschlüssen zu erwarten, in denen die Muschel zu Lebzeiten optimale Lebensbedingungen vorfand (s. Verbreitungskarte).

Ausnahmsweise war Ch. (Praechlamys) reticulata in einer temporären Materialentnahme bei Mühlberg häufig. An der Basis und auf der Dachfläche einer Intraklasten führenden Schillkalksteinbank liegend enthielt sie reichlich das Leitfossil.

Der vertikale Nachweis der Spezies über 6 Meter ( Ockert & Rein 2000) in Thüringen zeigt jedoch, dass eine Bezeichnung als „ reticulata –Bank“ unberechtigt wäre.


Abb. 2: Fundorte in Thüringen


Literatur:

Allasinaz, A. (1972): Revisione dei Pettinidi triassici.- Riv. Ital. Paleont., 78, 189-428, tav. 24-48, 52 fig.; Milano.

Ockert, W. & Rein, S . (2000): Biostratigraphische Gliederung des Oberen Muschelkalks in Thüringen.- Beitr. Geol. Thüringen, N.F. 7, 195-228, 2 Tab., 1 Beil., Jena.

Schlotheim, E. F. v. (1820): Petrefactenkunde.- 437 S., Gotha (Becker).

Schlotheim, E. F. v. (1820): Kupfertafeln zu E. von Schlotheim`s Petrefactenkunde.- Taf. XV-XXIX, Becker'sche Buchhandlung , Gotha.