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Quarze im Muschelkalk

 
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schaller



Anmeldedatum: 13.03.2011
Beiträge: 6
Wohnort: Weil der Stadt

BeitragVerfasst am: Mo 23 März, 2015 15:44    Titel: Quarze im Muschelkalk Antworten mit Zitat

Hallo liebe Thüringer,
neben Fossilien im Muschelkalk haben wir BW-ler im Raum Pforzheim, vielleicht allein, noch einen Edelstein (vgl. Fotos). Den im Volksmund benannten "Stinkquarz". Der Name hat seinen Hintergrund im Hinblick auf den hohen schwarzen Bitumenanteil (schwefelhaltig) und hinterläßt beim Erhitzen oder Anschlagen einen eindeutigen Geruch. Es gibt ihn aber nicht nur schwarz sondern in den Farbpaletten von weißlich, hellgrau bis braun, von wenigen Millimeter bis zu 4 cm als Einzelexemplar, Zwillinge oder Aggregate. Literatur über Entstehung und Vorkommen ist mir trotz jahrelanger Suche nicht konkret bekannt. Der Stein ist wohl durch eine sekundäre Diagenes entstanden und kommt bänderweise auf Äckern als Lesesteine vor. Die Fundstellen liegen dort, wo es den Zellendolomit gibt. Hier üblicherweise im Grenzbereich zwischen mu3 und mm. Auffallend ist das Vorkommen im Bereich der Aufwölbung des Nordschwarzwaldsattels (grob: Linie zwischen Straßburg und Backnang).
Meine Frage: Habt ihr in Thüringen ähnliche Quarze gefunden ?



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Feldleser



Anmeldedatum: 16.08.2007
Beiträge: 22

BeitragVerfasst am: Fr 27 März, 2015 00:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Arthur, ich habe so etwas im Raum Jena noch nicht gesehen. Und ich bin regelmäßig im mu/mm unterwegs. Schöne Funde! Vielleicht kann Conny was dazu sagen.
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Conny2



Anmeldedatum: 27.03.2015
Beiträge: 3
Wohnort: Jena

BeitragVerfasst am: Fr 27 März, 2015 10:58    Titel: Pforzheimer Stinkquarze Antworten mit Zitat

Hallo Arthur,

ich habe mich hier neu wieder angemeldet. Hier gleich meine Antwort:

Inzwischen habe ich bei meinen Besuchen in der Gegend um Pforzheim eine auch aus der Literatur beschriebene Fundstelle bei Öschelbronn ausfindig gemacht, welche mir gegenwärtig noch als recht ergiebig erscheint. Die Funddichte an der Fundstelle bei Dietlingen wurde auch bei meinen regelmäßigen Besuchen (zuletzt 1997 ) immer geringer. Ein genauer Stadtplan und die unmittelbare Lage meines Quartiers in Niefern (Niefern-Öschelbronn bzw. Mühlacker) sowie ein Vergleich mit den Fundortangaben im Aufschlussheft von 1958 führten dann im Mai 1998 und weiter im Oktober 2001 zum Erfolg. Glücklicherweise waren einige Flächen im Bereich des sogenannten "Eichhofes" am Ostrand des Ortes jedes mal noch umgepflügt, so dass sich dann die Funde einstellten. In knapp 2 Stunden fand ich ca. 40 XX , wobei 25 als gut ausgebildete XX u. XXgruppen ausgebildet waren. Insgesamt scheinen mir die XX etwas kleiner (im Durchschnitt bis 10 mm ) und heller als an der Lokalität "An der Hochstraße" bei Dietlingen zu sein. Ein Kristall, leider mit abgebrochener Spitze, fiel jedoch durch seine Größe (ca. 30 mm) und schwarze Färbung besonders auf. Er fand sich auch etwas abseits als Einzelfund von der Fundstelle am Eichhof (evtl. verschleppt?).
Im Oktober 2001 fand ich im gleichen Gebiet (zum Teil noch weiter nach Osten zu ) 75 Kristalle, auch kleine Gruppen und Hohlraumpseudomorphosen nach Dolomit? oder Anhydrit? im Hornstein.
Die betreffenden Feldflächen grenzen unmittelbar an die Straße "Am Eichhof" im Bereich einer großen Klinik, gleich die erste Straße nach links am Ortseingang von Öschelbronn von Pinache aus. Es scheint ein Zusammenhang mit ebenfalls dort zu findenden schwarzen Hornsteinen auf diesen Flächen zu bestehen. Solche Hornsteine (z.T. mit kleinen Achateinschlüssen!) fand ich auch in der weiteren Umgebung nach Pforzheim zu. Man würde sicher noch mehr finden, wenn alle Flächen in diesem Bereich umgeackert wären.
Vielleicht gelingt auch einmal in Zukunft ein Fund eines Kristalls im Gestein, was mir bis jetzt noch nicht gelang.
Eine Besonderheit war der Fund einer alten Kupfermünze (Kreuzer) mit teilweisem Malachitüberzug im Oktober 2001 an der Fundstelle bei Öschelbronn.

Literatur: Karl-L- Heyligenstadt "Über bituminöse Quarze des mittleren Muschelkalkes im Randgebiet des nördlichen Schwarzwaldes " Der Aufschluss März 1958
*Dr. R. Gehlig "Zur Geologie und Erdgeschichte von Niefern -Öschelbronn" Herausgabe 2002 *(daran habe ich indirekt mitgearbeitet bzw. das Buch rezensiert)

(aus Mineralienatlas 2002)

Inzwischen gibt es auch noch neuere Literatur. Ich war aber seit vielen Jahren nicht mehr dort, da der Kontakt zu der Verwandtschaft vor Ort nicht mehr besteht. In Jena gibt es so etwas, allerdings viel kleiner, im Rötgips (siehe unsere Seite).

Gruß Conny

https://www.mineralienatlas.de/forum/index.php/topic,89.msg228.html#msg228

http://www.geojena.de/index.php?page=quarzdoppelender-aus-der-salinarroetfolge-blatt-buergel

http://www.geojena.de/index.php?page=teil-9-2015#09032015



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Conny2



Anmeldedatum: 27.03.2015
Beiträge: 3
Wohnort: Jena

BeitragVerfasst am: Fr 27 März, 2015 21:11    Titel: Quarze im mu,mm Antworten mit Zitat

Hallo,

noch als Ergänzung: Bei uns im mu bzw. im mm gibt es keine Quarze oder bituminöse Quarze. Im Keuper sollen dann aber wieder welche vorkommen (Raum Erfurt).

Gruß Conny
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schaller



Anmeldedatum: 13.03.2011
Beiträge: 6
Wohnort: Weil der Stadt

BeitragVerfasst am: Di 31 März, 2015 13:49    Titel: Quarze im mm Antworten mit Zitat

Danke Conny,
für die umfassende Antwort. Das Buch von Dr. R. Gehlig besitze ich. Die Ausführungen zum Thema Quarz sind im Hinblick auf die Entstehung und die Voraussetzungen im hiesigen Gebiet dort nicht näher beschrieben. Das Buch von Heyligenstädt ist wohl "ausgestorben", auch über das Internet steht es nicht zur Verfügung.
Interessant ist für mich die Mitteilung, dass es bei euch vergleichbare Quarze nicht gibt und die Mitteilung, dass im Rötgips (Foto -danke-) Quarze vorkommen.
Ich habe in den vergangen Jahren ca. 300 Quarze gefunden, außerhalb der bekannten Stellen in Dietlingen und Öschelbronn. Dort sind sie schon ziemlich abgesucht. Anhand der Dissertation von Dr. Victor Hohenstein hat die Quarzbildung etwas mit dem Zellendolomit zu tun. Der Zellendolomit beinhaltete wohl Reste von Salz und Gips. Diese wurden in hiesigen Raum ausgewaschen. In diesen Räumen scheint sich kieselsäurehaltiges Wasser angereichert zu haben. Möglicherweise hat die tektonische Anhebung des Nordschwarzwaldes noch für Druck und Wärme vor ca. 60 Mill. Jahren gesorgt. Es fällt weiter auf, dass die Fundstellen sich bändermäßig durch die Äcker ziehen. Hier könnte ich ehemalige Wasserläufe vermuten. Anschwemmungen sind es definitiv nicht, da keinerlei Abrollspuren vorhanden sind.
Im Hinblick auf den Quarz im Rötgips läge ein möglicher Hohlraum vor und Kieselsäure war ohnehin vorhanden. Was bei euch fehlt sind evtl. breitflächige tektonische Vorkommnisse.
Von Quarzen, die aus dem Dolomit wachsen - ziemlich selten zu finden - habe ich ein Bild angefügt. Zusätzlich eine Quarz-"Rose", die ich letzte Woche gefunden habe.
Im übrigen finde ich euer Forum ein klasse Sache. Würde mir wünschen, dass es so etwas auch bei uns gäbe.
Herzliche Grüße nach Thüringen
Arthur



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